Wie überlebt das Wildkaninchen?

Kaninchen kommen ursprünglich von der Iberischen Halbinsel und sind vermutlich erst seit 2000 Jahren domestiziert (Hunde zum Vergleich schon seit mindestens 30.000 Jahren). Die Zahlen variieren je nach Quelle.

 

Wer sein Hauskaninchen beobachtet, kann viele Verhaltensweise der Wildkaninchen entdecken. Ein Tier bewacht die Gruppe, die anderen können sich ausruhen. Die Tiere sind morgens und abends zur Dämmerungszeit am aktivsten, bei Gefahr treten sie jederzeit schnell den Rückzug an.

Aber wenn man den Zoohandlungen glauben schenken mag, dürften Wildkaninchen gar nicht überleben.

Für Hauskaninchen ist es angeblich wichtig, Wasser aus Nippeltränken zu trinken. Aber warum? Bisher ist mir an keiner Wiese, auf der Kaninchen wild leben, aufgefallen, dass dort diese Flasche hängen, regelmäßig neu befüllt und gesäubert werden. Dennoch leben dort Kaninchen. Woher bekommen sie denn dann ihr Wasser? Erst einmal fressen Wildkaninchen frische Kräuter, Gras, Blätter und Zweige, die viel Wasser enthalten. Darüber hinaus fressen sie oft morgens, wenn noch Tau auf dem Gras liegt. Zusätzlich bedienen sie sich an Pfützen und Bächen.

 

Wildkaninchen können und dürfen selektieren, sie finden kein pelletiertes Futter, sondern suchen sich ihre Futterstellen und genau die Kräuter, die sie gerade brauchen. Durch das häufige Fressen von Kräutern und Gräsern mit viel Struktur reiben sich die Zähne gegeneinander ab, sie brauchen dafür auch kein hartes Brot. Denn auch einen Backshop findet man äußerst selten an den Wiesen der Wildkaninchen. Und wer kein hartes Brot und keine trockenen Pellets frisst, muss auch viel weniger trinken.

 

"Hartes Brot ist gut und wichtig für den Zahnabrieb beim Kaninchen", sagt der Volksmund. Wie soll das denn funktionieren? Kaninchen haben genauso wie Menschen Speichel im Mund, der das harte Brot auch beim Kaninchen innerhalb kürzester Zeit aufweicht. Das Kaninchen kann dann den Brot-Speichelbrei schlucken ohne sonderlich viele Kaubewegungen zu machen. Stattdessen wird der Kaninchenmagen mit lauter Stoffen belastet, die nicht dort hinein gehören, wie etwa Salz, Zucker, Weizenmehl und noch vieles mehr. Das Wildkaninchen lebt gut ohne Brot und unsere Hauskaninchen tun das auch.

 

Genau wie Wildkaninchen brauchen auch Hauskaninchen frische Kräuter, Blätter, Zweige und – ersatzweise für die Pfütze – einen einfachen Wassernapf. Zudem benötigen sie Gesellschaft und Platz zum rumtollen - und zwar nicht nur am Tag sondern auch nachts. In der Nacht müssen wir unsere Heimkaninchen gegen Fressfeinde besonders schützen, denn dem Marder oder Fuchs ist es egal, ob das Kaninchen ein Haus- oder ein Wildkaninchen ist. Weiße Kaninchen lassen sich im Dunkeln sogar noch viel besser finden. Im Gegensatz zu den Wildkaninchen können unsere domestizierten Kaninchen dem Fuchs oder dem Marder in ihren Ställen und Nachtgehegen nicht ausweichen. Daher ist ein aus- und einbruchsicheres Gehege dringend notwendig.

 

Wenn ihr euch fragt, was gut für euer Kaninchen ist, überlegt doch zuerst einmal, wie es bei den Wildkaninchen läuft. So beantworten sich viele Fragen schon von selbst.