Um es gleich vorweg und deutlich zu sagen: es geht mir hier ausdrücklich um die artgerechte Haltung von Kaninchen, nicht um die Käfighaltung und Ernährung mit ungeeigneten
Pelletts.
Die Kostenfaktoren habe ich aus meinen Erfahrungen ermittelt und zusammengestellt.
Die Anschaffung
Die artgerechte Haltung von Kaninchen beginnt schon bei der Anschaffung der Tiere. Kaninchen sollten immer adoptiert und nicht im Zoohandel oder Vermehrern gekauft werden. in Tierheimen und Pflegestellen warten viele Kaninchen auf ein schönes Zuhause. Für diese Tiere ist immer eine Schutzgebühr zu bezahlen, dafür sind diese Tiere meist vom Tierarzt durchgecheckt, geimpft und somit mögliche Krankheiten wie Zahnfehlstellungen bekannt. Die männlichen Tiere sind kastriert und haben ihre Quarantänezeit oft schon komplett abgesessen. Und, ein ganz entscheidender Vorteil, Tierheime und Pflegestellen können viel zu dem Charakter des Tieres sagen. Dies ist dann wichtig, wenn man ein neues Tier mit einem vorhandenen vergesellschaften muss.
Die Schutzgebühr liegt meist zwischen 30 und 50€ pro Tier.
Diese Kosten fallen meist auch bei der ersten tierärztlichen Untersuchung incl. Kotprobe und Impfung an, wenn die Kaninchen nicht aus dem Tierheim oder einer Pflegestelle kommen. Bevor diese
Tiere, unbekannter Herkunft, zu vorhandenen Tieren kommen, müssen sie unbedingt auf Parasiten im Fell und im Kot und auf ansteckende Krankheiten untersucht werden, um eine Infektion der
vorhandenen Tiere zu vermeiden. Solange dies nicht ausgeschlossen ist oder entsprechend behandelt, müssen die Tiere einzeln in Quarantäne gehalten werden.
Die Haltung
Für eine artgerechte Haltung braucht es Platz, Platz und Platz. 2 qm müssen pro Tier 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen, im Außenhaltung sogar eher 3 qm. Damit sind alle Käfige und Gehege,
die der Zoohandel so zu bieten hat, zu klein. Als Rückzugsmöglichkeit kann beispielsweise ein Doppelstockstall in das Gehege integriert werden.
Ein artgerechtes Gehege, ob innen oder außen, ist also immer eine individuelle Lösung, die viel Geld kostet. Für unser Gehege haben wir ca. 500€ für Holz, Draht (immer den guten Volierendraht
nehmen), Schrauben ausgegeben.
Die Einrichtung (Tunnel, Hütten,...) haben wir auch aus Holzresten selbstgebaut oder beim Knastladen (die große Nagerburg) bestellt. Damit werden auch für die Einrichtung nochmal ca.
100€ nötig.
Der Bau eines Geheges braucht neben Platz und Baumaterialien auch Zeit, denn das Gehege muss zu allen Seiten gegen Aus- und Einbruchversuche gesichert sein, auch noch unten! Dafür sind diese
Kosten einmalig.
Mehr über unser Gehege könnt ihr hier lesen oder euch Tipps für die Gehege-Gestaltung auf der Seite von kaninchenwiese holen.
Logischer Weise gehört der Gehegebau zeitlich vor die Adoption der Tiere. Viele Tierheime und die Pflegestellen setzen ein artgerechtes Gehege mit den Mindestmaßen für eine Vermittlung voraus.
Unbedingt vorhanden sein sollten zusätzlich:
- Transportbox für den Tierarztbesuch ca. 15€, je nach Größe der Tiere, gerne auch eine Box in die zwei Tiere passen
- Fütter- und Wassernäpfe (keine Nippeltränke, da nicht artgerecht) Kosten: ca. 20€
- ggf. Auslaufgitter für den Garten Kosten: 50-100€
- Heuraufe mit Köttelkiste Kosten: je nach Größe ab 20€
- Einstreu, wir nutzen Holzpellets Kosten 5€ im Monat
- trockene Unterstellmöglichkeit für Heu und Einstreu
Die Ernährung
Hier sind die Kosten abhängig von der Fütterungsart und der Jahreszeit. Von Frühjahr bis weit in den Herbst können die Kaninchen fast kostenfrei mit Wiese, Zweigen und Blätter ernährt werden.
Möglicherweise bietet es sich in dieser Zeit an, Geld für die Gemüse-Winterfütterung zurückzulegen . Zudem, kann man, wenn man die räumlichen Möglichkeiten hat, Kräuter und Blätter für den
Winter trockenen.
Für den Winter bietet sich, wenn die Tiere es vertragen, eine Ernährung mit Kohl (Grünkohl, Spitzkohl, Wirsing, etc. an).
Wir hatten dabei im letzten Winter 2 Grünkohlpflanzen (Kosten je 5€)gekauft, in den Auslauf gepflanzt und damit den Kaninchen zur Verfügung gestellt. Allerdings vorher den Grünkohl langsam angefüttert. Damit war die Grünkohlversorgung gesichert, denn der Grünkohl wächst immer weiter und hat dann sogar wunderschön gelb geblüht und bereits jetzt schon wieder Blätter, die gerne abgefressen werden.
Die Ernährung kann man, je nach Bedürfnissen der Tiere ergänzen.
Tipps dazu gibt es bei Hasenalex.
Bei unseren Tieren würde ich im Durchschnitt mit 15€ pro Monat und Tier rechnen.
Der Tierarzt
Gesunde, artgerechte und abwechslungsreiche Ernährung kann sicherlich den ein oder anderen Tierarztbesuch verhindern. So hilft es vielen kranken Kaninchen, zusätzlich zu den vom Tierarzt
verordneten Medikamenten auch noch mit hilfreichen Kräutern etc. gefüttert zu werden.
Ein Tierarztbesuch ist notwendig
- wenn das Geschlecht es Tieres nicht sicher ist
- für die Kastration des Männchen, (auch das ist für eine artgerechte Haltung notwendig) Kosten ca. 60€
- für die Impfung gegen RHD und Myxomatose bei gesunden Tieren ca. 30€ pro Tier und Jahr
- bei auffälligem Kot, beispielsweise Durchfall, ist eine Kotuntersuchung notwendig ca. 15€. Eine Kotuntersuchung sollte auch vor den Impfungen gemacht werden, um eine Infektion mit Parasiten wie Kokzidien oder Würmern auszuschließen.
- bei auffälligem Fressverhalten
- bei Futterverweigerung, dies kann eine lebensbedrohliche Situation sein, Aufgasung oder Magenüberladung und benötigt zur richtigen Diagnose Röntgenbilder, ggf. mit Kontrastmittel. Dabei können schnell Kosten jenseits der 200€ zusammenkommen.
- bei Auffälligkeiten im Bewegungsapperat, auch hier werden Röntgenbilder notwendig sein
- bei Auffälligkeiten beim Urinabsatz
- bei Verletzungen
- bei Atemgeräuschen
- bei tränenden Augen
- bei Zahnfehlstellungen, müssen diese regelmäßig durch den erfahrenen Tierarzt korrigiert werden (Kosten je nach Aufwand und Häufigkeit schlecht kalkulierbar)
- bei häufigen Scheinschwangerschaften der Weibchen, ggf. Kastration der Weibchen (kosten incl. Medikamente, Wundkontrolle und Fäden ziehen ca. 200€ plus die kosten für den bunten bunny Body)
- Wenn ein Tier leidet und augenscheinlich keine Lebensqualität mehr hat, sollte das Kaninchen dem Tierarzt vorgestellt werden, um gemeinsam über das Einschläfern zu entscheiden.
- wenn man sich als Halter unsicher fühlt. Dann Kaninchen sind Beutetiere und somit vertuschen sie ihren wahren Gesundheitszustand, Zeichen von Krankheit sollten also immer ernst genommen werden.
Bereits vor der Anschaffung der Kaninchen sollte klar sein, dass ein kaninchenerfahrener Tierarzt in der Nähe vorhanden ist, aufgesucht werden und auch bezahlt werden kann. Zum Wohle des Kaninchen. Um auch im Notfall ausreichend Geld für die Bezahlung des Tierarztes zu haben, bietet es sich an, auch hierfür, jeden Monat eine bestimmte Summe zurückzulegen, als Tierarzt-Sparschwein.
Fazit
Kaninchen sind wunderbare, soziale Tiere mit hohen Ansprüchen in Haltung und Ernährung. Mit artgerechter Haltung, sowohl hinsichtlich Platz, Bewegung und Ernährung, lassen sich Tierarztbesuche sicherlich reduzieren, aber trotzdem sind regelmäßige Impfungen und Kotuntersuchungen zur Vorsorge wichtig.